Wie aus einer anderen Welt

Vor Kurzem hatte Iris uns hier eine besonders harte Extra-Rätselnuss gestellt. Ein eigenartiges Wesen hatte sich in ihrem Garten eingenistet. Auf den ersten Blick musste ich auch passen, aber sie hat für uns fleißig recherchiert und mir des Rätsels Lösung zukommen lassen:

Genau, der geheimnisvolle Gartenbesucher gehört zu den Schleimpilzen (Myxomyceten). 

Wobei „Pilze“ es eigentlich nicht trifft, denn diese überaus faszinierenden Wesen paaren sich und entwickeln zu einem anderen Zeitpunkt auch Sporen. 

Tiere oder Pflanzen? Beides zugleich? Sie sind tatsächlich eine ganz eigene Gruppe. 

Die Exemplare in unserem Garten fielen uns durch ihre Größe (etwa 4 bis 7 cm Länge), ihre strahlend weiße Farbe und ihre Konsistenz (von schleimig bis fein wabenähnlich) auf. Doch vor allem eineTatsache ließ uns genau hinschauen: „Es bewegt sich“!  Das war zuerst schon etwas unheimlich 😉.

Aufgrund der erstaunlichen Artenvielfalt fällt die genaue Identifizierung von Schleimpilzen gar nicht so leicht. Doch nach einiger Recherche und mit der freundlichen Hilfe von zwei Schleimpilz-Kennerinnen stelle ich „unsere“ Schleimpilze hier als Exemplare von „Fuligo septica var. candida“ vor. Diese Art wird auch „Weiße Lohblüte“ oder auch „Weiße Hexenbutter“ genannt.

Wahrscheinlich war der Rindenmulch in unserem Beet ihre Heimstätte und von dort aus sind sie auf Futtersuche im Garten ausgeschwärmt. Sie verschlingen aber dabei letztlich nur kleine Mengen. Weder unseren Rosmarin noch andere Gartenpflanzen haben sie sichtbar „angefressen“. Um unseren Kräutervorrat müssen wir uns also nicht sorgen.

Im Winter sind sie dann irgendwann spurlos verschwunden. Was aber vielleicht einfach heißt, dass wir sie zurzeit mit dem bloßen Auge nicht sehen können. Womöglich sind sie schon wieder da, noch ganz klein, und warten auf „besser Wetter“. 

Wir würden uns freuen, wenn sie wieder auftauchen. Dann könnten wir sie noch genauer beobachten und näher kennenlernen 😊 .

Vielen herzlichen Dank, liebe Iris, für die Auflösung! Und schön, dass ihr euren Schleimpilz mit Faszination und Neugier betrachtet. Ganz anders als im Herbst 1973, als eine Dame in ihrem Garten den „Blob“ entdeckte. Sie war über die giftig gelbe Masse nicht erfreut und versuchte den vermeintlichen Pilz zu bekämpfen, bloß dass der dadurch noch größer wurde. Sie rief wohl die Feuerwehr und um das sonderbare Wesen entstand ein Medienrummel. In dessen Zug wurde über die außerirdische Herkunft spekuliert und das arme Ding bekam seinen Spitznamen „Blob“ nach einem Alien-Horrorfilm. Vielleicht hat ihm der Rummel nicht gefallen, denn eines Tages war das unverstandene Wesen einfach aus dem Garten verschwunden. Geblieben ist allerdings eine gewisse Popularität. Vor allem in Frankreich wird der Blob offenbar gerne zu Bildungszwecken in Petrischalen gezüchtet und im Pariser Zoo gibt es ein Schleimpilzterrarium.

Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, liebe Iris, dass euer Exemplar wieder auftaucht! Und ich werde die Augen offen halten, weil ich diese sonderbaren Wesen gerne mal selbst beobachten würde.

3 Kommentare zu “Wie aus einer anderen Welt

  1. 17. April 2023 um 10:36

    Das ist so interessant. Die gelbe Lohblüte kenne ich aus dem Wald. Die heißt auch Mondkacke und wird in Südamerika als Delikatesse genossen.
    Vielleicht ist die weiße Lohblüte auch essbar.
    Ab jetzt nenne ich die „Mondkacke“ auch Blob.

    So eine coole Rätselnuss.

    LG Claudia

    • mirjam
      17. April 2023 um 13:14

      Mondkacke – ich brech‘ ab. Das ist einer der lustigsten Namen, die ich je gehört habe. Aber ich muss dir Recht geben: das Ganze ist super spannend. Ich bin gerade selbst am Nachlesen über die Schleimpilze. Die sind wirklich eine Welt für sich.

    • Iris
      24. April 2023 um 9:14

      Mondkacke, oha!
      Da klingt „Lohblüte“ aber doch ein bisschen poetischer, oder 😉 ?
      „Loh“ verweist wohl (soweit ich es recherchiert habe) auf einen Wald bzw. sogar auf Baumrinde als Ort dieser besonderen „Blüte“.
      Das würde ja genau passen, denn unsere haben ihre Tour durch unseren Garten ja höchstwahrscheinlich auf Rindenmulch begonnen.
      Ich freu´ mich, daß Dir die Rätselnuß gefällt 🙂 .
      Ganz herzliche Grüße, Iris

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