Kristallblaues Wasser, silbrig glänzende Fischschwärme, bunte Korallenriffe – das sind vielleicht die ersten Assoziationen zum Wort Unterwasserfotografie. Vor einiger Zeit habe ich mir auch eine kleine Unterwasserkamera gekauft. Eigentlich wollte ich damit die versunkene Stadt vor Epidauros auf unserer Griechenlandreise erkunden. Allerdings ist das Meer Mitte April auch in Griechenland noch etwas kühler und 15°C sind ohne Neoprenanzug nicht die beste Temperatur zum Schnorcheln. Dafür habe ich dort natürlich viele andere spannende Sachen entdeckt, über die ich gerne auch nochmal berichten kann. Wenn man schon eine unterwassertaugliche Kamera hat, macht man sich automatisch auf die Suche nach Unterwassermotiven. Nachdem sie den ersten Test im Swimmingpool überstanden hatte (irgendwie hat es mich doch Überwindung gekostet, ein elektronisches Gerät mit ins Wasser zu nehmen), ging es ab in den Baggersee. Auch wenn das Wasser dort nicht glasklar ist, fanden sich dort schöne Fotomotive. Ein paar halbwegs kooperative Fische im geheimnisvollen Grün des Sees, algenüberwucherte Steine und Stöckchen – Schnorcheln macht auch hier Spaß. Und ein Schraubendreher. Ich bin mir sicher, mit etwas mehr Ausdauer hätte ich noch andere verlorene Dinge entdeckt.
Als nächste Location für ein Unterwasser-Shooting hatte ich mir richtig klares Wasser ausgesucht. Im Quellbach des Wotansborns im Steigerwald sollen die Feuersalamander laichen. Also machte ich micht auf die Suche nach ihren Larven. Ein bisschen Geduld und sehr genaues Hinsehen hat es schon von mir verlangt, aber schließlich konnte ich welche entdecken. Die seltenen Tierchen erwiesen sich als sehr umgängliche Fotomodels, da sie kaum Scheu zeigten. Vielleicht brauchen sie sich bei ihrer guten Tarnung gar nicht so vor Fressfeinden zu fürchten, vielleicht bewegen sie sich in dem kalten Wasser auch nicht gerne. Mir ist es jedenfalls ein Rätsel, wie sich gerade ein wechselwarmes Tier in so eisigem Nass überhaupt noch bewegen. Ich hatte ja nur die Hand drin und die fing schnell an vor Kälte zu kribbeln.
Deutlich angenehmer war da schon mein nächstes Ziel: der Seerosenteich im botanischen Garten. Dort gibt es jede Menge Fröschen in den verschiedensten Größen, Molche und ihre Larven und natürlich die Ringelnattern, die dort einen reich gedeckten Tisch haben. Die Frösche sind recht vorsichtig, ihnen muss man sich mit der Kamera behutsam nähern, ähnlich auch die erwachsenen Molche.
Eine Molchlarve dagegen zeigte sich ziemlich unbeeindruckt von meinen Fotoversuchen. Gut getarnt war sie zwischen den Wasserpflanzen auch, aber ein sehr dankbares Model. Wenn man sie so in Groß betrachtet, wirkt sie fast wie ein Wesen aus einer anderen Welt mit ihren verästelten Kiemenbüscheln und dem starren Blick.
Warum die Frösche so vorsichtig sind, ist übrigens absolut verständlich. An den harmlosen Gartenbesuchern liegt es bestimmt nicht, dafür an den größenwahnsinnigen Ringelnattern. Von einer dort, deren Augen größer waren als Magen, hatte ich ja schonmal hier berichtet. Eine kleine, schlanke Ringelnatter erinnerte mich wieder daran. Sie hatte sich einen Frosch ausgesucht, der ihr ganz offensichtlich ein paar Nummern zu groß war. Sie schlich sich durch die Seerosenblätter an, kurz standen sie sich Auge in Auge gegenüber (nur auf Armeslänge von mir entfernt), dann brachte sich der Frosch mit einem großen Satz in Sicherheit und die kleine Schlange war ihm gleich wieder auf den Fersen. So ging das eine Weile, bis sie offenbar aufgab. Vielleicht hat sie doch gemerkt, dass ihre Augen größer waren als ihr Kiefer?
Die Gartenwächterin erzählte mir später, dass meine Beobachtungen absolut kein Einzelfall sind. Die Ringelnattern dort scheinen wirklich etwas an Größenwahn zu leiden und suchen sich gerne Frösche aus, die sie nicht richtig verschlingen können und ringen dann tagelang mit ihrer zu großen Beute, die dann jämmerliche Rufe von sich gibt, solange sie noch lebt. Dabei gibt es dort im Teich eigentlich für jede Ringelnatter die passende Froschgröße.
Oh Mirjam, was für interessante Geschichten und tolle Fotos! An die größenwahnsinnige Natter kann ich mich auch noch gut erinnern. Liebe Grüße, Astrid
Ja, das war wirklich ein unvergessliches Erlebnis. Irgendwie erlebe oder entdecke ich dort aber fast bei jedem Besuch etwas Spannendes.
Liebe Mirjam,
ein klasse Erlebnis, so mit Dir auf Tauchgang zu gehen! Salamanderkind und Seegrund sind bezaubernde Entdeckungen. Und solange DU die Fotos machst kann ich schön trocken bleiben.
Molchlarve, Frosch und Ringelnatter sind alte Bekannte von mir. Die habe ich auf Deinen super schönen Fotos gleich wieder erkannt. Bald ist es zu kühl für sie, dann ist es fein diese Portraits von ihnen zu haben! Dankeschön!
Liebe Grüße von der Gartenwächterin
In zwei von drei Fällen war ja auch nur meine Hand mit der Kamera im Wasser 😉 Es freut mich, dass dir die Bilder von deinen wechselwarmen Sommer-Kollegen gefallen. Im nächsten Frühjahr sind sie wieder da.
Einfach klasse, liebe Mirjam! Da tun sich ganz neue Welten auf- vielen Dank, daß ich da durch Deine Fotos ein Stückchen mit eintauchen kann 🙂 .
Euch nehme ich doch gerne mit und die fremden Welten liegen manchmal ganz nahe 🙂