Eigentlich halten Haselmäuse ja Winter- und nicht Sommerschlaf, aber mit all den spannenden Dingen die es in letzter Zeit draußen zu beobachten gab, blieb irgendwie wenig Zeit zum Schreiben. Wie schön, dass die Haselmaus von zwei lieben, treuen Lesern eine interessante Frage erreichte, die sie auch noch auf Anhieb beantworten kann 🙂
„In dem alten, wirklich schönen Küchengarten des Schlosses Veitshöchheim (u. a. mit Erdbeeren und Artischocken bepflanzt) haben wir auch folgendes Brummer-Pflanzen-Duo entdeckt. Ein echter Brummer war es, richtig groß und laut.
Unsere Frage an die Haselmaus: um welche sichtlich bienenfreundliche Pflanze und um welches Insekt handelt es sich hier?
Ganz herzliche Grüße senden Iris und Bernd“
Ganz einfach, die beiden zählen wirklich zu meinen besonderen Lieblingen und scheinen sich auch gegenseitig sehr innig zu lieben. Das ist eine Holzbiene (wahrscheinlich die Große Holzbiene, Xylocopa violacea) auf dem Muskatellersalbei. Wenn es in einer Gegend Holzbienen gibt, dann wirkt der Muskatellersalbei auf sie so anziehend wie ein Freibierstand auf Sommerfestbesucher.
Der Muskatellersalbei (Salvia sclarea) ist eine alte Aroma- und Heilpflanze, die schon in der Antike gerne genutzt wurde. Mit seinen Blüten lässt sich Wein aromatisieren, sein ätherisches Öl wird gerne in der Parfum- und Kosmetikherstellung genutzt. Wenn man mit den Fingern über die Blätter streichelt und daran schnuppert, weiß man gleich warum. Weil er zweijährig ist, sprich im ersten Jahr nur eine Blattrosette treibt und erst im zweiten einen Blütenstand entwickelt, konnte ich den Muskatellersalbei bisher nicht wirklich selbst anbauen. Im Topf auf dem Balkon geht das nicht so gut. Aber sobald ich ihn einmal im Garten habe, werde ich gerne auch über Rezepte mit ihm berichten. Außerdem ist er eine recht beliebte Bienenweide – nicht nur für die Holzbiene.
Die Holzbiene zählt zu den Gewinnerinnen der Klimaerwärmung in unseren Breiten. Vor einigen Jahrzehnten war sie bei uns noch eine Seltenheit. Inzwischen ist sie gerade in wärmeren Gegenden immer häufiger anzutreffen. Und das nicht nur im Sommer. Im Frühling erwachen die überwinternden Holzbienen aus ihrem Winterschlaf und paaren sich im etwa April. Sehr überrascht hat mich letztes Jahr dieses Holzbienenpärchen Anfang April in der Rhön. Auf den Bergkuppen lag noch dick Schnee, da brummte dieses lustige Gespann an mir vorbei und landete in einer kleinen Zierkiefer.
Die Weibchen nagen dann mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen Niströhren in totes, aber noch nicht morsches Holz. Dabei machen sie auch vor unbehandelten Balken in Scheunen, Holzhütten oder an Fachwerkhäusern halt und kann damit sogar zur „Problembiene“ werden.
Auch wenn sie viele Blüten gerne besucht, hat sie definitiv ein paar Lieblingsblumen, allen voran den Muskatellersalbei. Ähnlich häufig habe ich sie auch schon an den großen Blüten mancher Platterbsenarten beobachtet. Am Muskatellersalbei kann man bei ihrem Besuch übrigens sehr schön den Bestäubungsmechanismus der Lippenblütler erkennen.
Zusammenfassend ist der Muskatellersalbei wirklich eine sehr schöne Pflanze für den Garten – für die geflügelten Besucher wie für menschliche Liebhaber aromatischer Pflanzen. Und sollte es in eurer Nähe Holzbienen geben, lockt ihr sie damit ganz bestimmt auch in euren Garten.
Was für wunderbare Fotos! Einen ganz herzlichen Dank dafür und für all die Informationen 🙂 . Ganz herzliche Grüße, Iris & Bernd
Gerne doch! Und bekommt er einen Platz in eurem Garten? 😉 Gerade bei den Wildbienen gibt es noch mehr so typische Pärchen wie Holzbiene und Muskatellersalbei. Das ist total spannend zu beobachten.
Dank Deiner tollen Infos, liebe Mirjam, überlege ich tatsächlich, den Muskatellersalbei bei uns im Garten auszuprobieren. Es ist allerdings nicht ganz so leicht, einen geeigneten Standort zu finden. Denn dieser schöne Bienenliebling wird ja recht groß. Schau’n mer mal…
Ja, das stimmt. Falls er den Zuschlag bekommt, kann ich euch gerne ein paar Samen schicken von einer Sorte, die schon im ersten Jahr blüht – bei mir im Topf tat sie das zwar nicht sehr reichlich, wurde aber auch nicht besonders groß.
Wow, das ist ja super, liebe Mirjam. Auf das Angebot komme ich gerne zurück, soblad ich ein Plätzchen gefunden habe. Der Garten wandelt sich weiterhin: noch mehr Bienenfreundliches und mehr Nicht-ganz-so Durstiges…
Die Holzbiene kenne ich seit ca. 2 Jahren aber ein schönes Foto von ihr habe ich noch nicht hinbekommen. Den Muskatellersalbei kenne ich noch nicht aber sehr interessant . Danke für die tollen Fotos und den interessanten Artikel.
Liebe Grüße
Claudia
🙂 Bienen sind echt sehr quirlige Fotomodels. Auf ein scharfes kommen da meist viele unscharfe Bilder und solche, auf denen nur die Blüte und nicht mehr die Biene zu sehen ist. Zum Glück gibt es Digitalkameras. Da sind Blumen eindeutig entspanntere Motive 😉
Was du alles weißt, Mirjam, Hut ab! Und tolle Fotos hast du geschossen. Es ist schön, mal wieder was zu lesen von dir. Aber beruhigend, dass bei dir Zeit irgendwie auch nicht mehr wird. 😉 Ich hatte mal einen Muskatellersalbei im Garten, aber er ist mir leider gleich im ersten Sommer eingegangen. 🙁
Viele Grüße,
Doris
Und schön, dass du hier immer noch fleißig mitliest, auch wenn es deinen Blog gerade nicht mehr gibt. Zwischendurch habe ich immer mal wieder das Gefühl, bloggen ist ein bisschen „out“ geworden, was total schade wäre.
Falls ich mal was erfinden sollte, das die Freizeit vermehrt, lasse ich es euch bestimmt wissen 😉
Schade, dass dein Muskatellersalbei nichts geworden ist. Er scheint es gerne warm und trocken zu haben. Wie die Holzbiene.