Spannende Naturentdeckungen macht man manchmal an ganz unerwarteten Orten. Und die besten Bienenhotels sind auch manchmal die, die eigentlich gar nicht als solche gedacht waren. Über die oft mehr gut gemeinten als gut gemachten „Insektenhotels“ die hierzulande im Moment so populär sind habe ich schon berichtet und ich ärgere mich doch jedes Mal wieder ein bisschen, wenn ich neue entdecke, gerade wenn dann noch ein Schild daneben steht à la „Schaut mal, was wir hier tolles für die Wildbienen tun“ und aber leider keine drin wohnt. Im Frühling auf meiner ersten, heiß ersehnten Reise nach Griechenland habe ich dazu erfreuliche Gegenteil entdeckt: die Ruinen des antiken Mykene.
Eigentlich wollte ich schon seit meiner Jugend nach Griechenland Reisen, die sagenumwobenen Gegenden und alten Tempel besuchen. Ich weiß nicht, warum ich bis heuer gewartet habe. Dafür war das Erlebnis umso beeindruckender. Mitte April ist zwar noch kein ausgemachtes Badewetter, dafür ist alles voller Blumen und die Temperaturen eignen sich noch gut zum Wandern und zwischen Altertümern Spazierengehen. So bunte Wiesen habe ich bei uns noch nicht gesehen und so unglaublich viele Bienen dazu auch nicht. Als ich mich zum ersten Mal bei Delphi in einer der blühenden Bergwiesen saß, habe ich eine Weile gebraucht, bis ich Benennen konnte, was mir neben der bunten Blütenvielfalt so anders vorkam: das Summen. Die ganze Landschaft hat gesummt. Überall Bienchen, Hummeln und andere geflügelte Blumenbesucher. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie zauberhaft das ist.
Aber zurück zu unserer Bienenburg in Mykene. Die gigantischen alten Mauern zwischen den schroffen, pyramidenartigen Bergen haben wirklich eine ganz eigene Ausstrahlung. Das berühmte Löwentor lässt sich leider nicht ohne Touristen fotografieren. Neben den Mohnblumen und Anemonen fielen mir schnell die großen schwarzen Bienen auf, die von den kleineren Trampelpfaden Lehm aufsammelten. An einer der massiven Mauern hörte ich es dann intensiver summen und, wie die Teenager einer amerikanischen Touristenfamilie leicht hysterisch von „killer bees“ redeten. Und tatsächlich, dort war das erste Wildbienenbrutrevier. Allerdings waren hier keine Killerbienen am Werk, sondern die kunstfertige Schwarze Mörtelbiene (Megachile parietina). Wenn ich ihnen einen Namen hätte geben müssen, wäre er wahrscheinlich recht ähnlich ausgefallen, denn ihre Brutzellen bauen sie wirklich Stück für Stück wie aus Mörtel auf.
Bei näherem Hinsehen entpuppten sich die antiken Festungsmauern als reinste Bienenwand mit lauter kleinen Bienenburgen an der großen Burg. Die heutigen Bewohner des alten Mykene scheinen zu einem nicht unerheblichen Anteil Mörtelbienen sind. Allerdings war das noch nicht das eindrucksvollste Wildbienenhotel. Nach dem Museumsbesuch und ein Stück von der eigentlichen festung entfernt liegt das sogenannte Schatzhaus des Atreus – ein großes Kuppelgrab, das von von der Form her ein bisschen an einen Bienenkorb erinnert. Dunkel und kühl ist es in der Steinkuppel. Die Form des Bau erzeugen interessante Echos. In einem Augenblick, in dem sich gerade mal keine anderen Touristen außer uns in dem Bau befanden, fiel mir ein Summen auf. Es kam offenbar von den Wänden. Und tatsächlich, auch hier waren fleißige Wildbienen unterwegs, die in den Mauerritzen des Königsgrabes nisteten. Leider konnte ich sie im Dunklen nicht so genau erkennen. Mörtelbienen waren es jedenfalls nicht. Im Ausgangstor war dementsprechend ein reger Flugbetrieb, aber leider flogen die Bienchen so zielstrebig davon, dass ich sie auch dort nicht richtig vor die Linse bekam. Geheimnisvoll blieben sie für mich also, die Bewohnerinnen des vielleicht größten Wildbienenhotels der Welt.
Liebe Mirjam
Ich will jetzt auch nach Griechenland- so ein toller Bericht. Vielen Dank . Mörtelbienen sind bei mir im Dachstuhl und designen viele viele kleine Amphoren .
Liebe Grüße
Claudia
Und ich will auch wieder nach Griechenland… Die „Bienenburg“ war nicht die einzige schöne Entdeckung.
Aber deine Mörtelbienen sind etwas ganz Besonderes. In Deutschland sind sie nämlich extrem selten. Wie schön, dass sie bei dir ein Zuhause haben.
Liebe Mirjam,
ich war sehr überrascht in einem Post über Mykene als grosses Bienenhotel zu lesen. Im Oktober waren wir für eine Woche in Griechenland. Während unserer Rundreise haben wir erstaunlich viele Bienenvölker (Bienenbeuten) gesehen, was uns als Imker sofort auffiel. Auch wurden oft landesübliche Produkte unter Zugabe von Honig angeboten. 1982 waren wir bereits zum ersten Mal in Griechenland und auch in Mykene. Aber für Wildbienen war ich damals noch nicht sensibiliesiert. Vielleicht gab es sie damals dort schon. Schön, dass du sie dort jetzt bemerkt hast. Ein toller Post.
LG Agnes
Liebe Agnes,
ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar! Für die Wildbienen muss man wohl auch zur richtigen Zeit dort sein. Von denen hat ja jede Art ihre eigene, manchmal recht klar umgrenzte Flug- und Brutzeit. De Honigbienen fliegen ja immer, wenn das Wetter passt. Mir ist auch aufgefallen, wie viele Bienenvölker es in Griechenland gibt und der zugehörige Honig ist auch einfach traumhaft.
Liebe Grüße,
Mirjam