Gestern kam die Auswertung des Pisa-Tests in Sachen Artenkenntnis heimischer Flora und Fauna ins Emailpostfach geflattert. Daran hatte ich irgendwann im Sommer teilgenommen und bin zum Teil ganz schön ins Schwitzen gekommen. Ohne Hilfe von Bestimmungsbuch und dem allwissenden Goog bin ich bei manchen Artengruppen ganz schön aufgeschmissen und neben Arten, „die man halt kennt“, waren da auch einige kniffligere dabei. Zum Glück gab es auch schon ein paar Punkte, wenn man die gezeigten Wesen als „Käfer“ oder „Libelle“ einordnen konnte und damit habe ich im Gesamtvergleich auch gar nicht so schlecht abgeschnitten. Falls ihr euch mal testen wollt, gibt es die Ratebilder mit Auflösung und der Auswertung hier.
Sehr nett ist bei naturgucker.de übrigens auch die Funktion, dass man sich bei der Bestimmung einer Art per „Fotobeweis“ auch von der Community helfen lassen kann bzw. sich bei Unsicherheit noch einmal rückversichern kann. Irgendein netter Spezialist findet sich meistens, der gerne weiterhilft. Darüber habe ich mich in den letzten Tagen auch wieder sehr gefreut. Weil der Sommer noch so weit weg ist und ich aber schon große Sehnsucht nach bunten Blumen habe, hatte ich über die Feiertage einfach mal angefangen, die Blümchen zu malen, auf die ich mich schon ganz besonders freue. Das Malen hat den Vorteil, dass ich auch aus nicht ganz so optimalen Fotos noch nette Bilder machen kann und ich mir die Motive noch einmal ganz genau anschauen muss. Wenn ich eine Blüte gemalt habe, habe ich sie meistens auch verstanden und oft noch obendrein viele spannende Details entdeckt, die ich ansonsten gar nicht bemerkt hätte.
Hängen geblieben bin gleich bei einer meiner Lieblings-Orchideen: der Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica), einer der seltenen Schönheiten unserer fränkischen Kalkmagerrasen. Von Blütenfarbe und -form ist diese Art recht variabel. So steht es im Bestimmungsbuch. Ich würde inzwischen sagen: Jede Blüte hat ihre ganz eigene Persönlichkeit. Und beim Malen konnte ich nicht umhin ihnen Namen zu geben. Da gab es
Alle drei Blütenpersönlichkeiten fand ich auf einer Wiese nicht weit voneinander entfernt. Variabel trifft es ganz gut. Und dann gibt es da noch die rätselhafte Schöne, die nicht so ganz zu ihren hübschen Schwestern passt. Jetzt war ich schon ganz stolz, weil ich meinte endlich unsere vier einheimischen Ragwurzarten sicher auseinander zu kennen. Gemalt = verstanden? Naja, so einfach ist es doch nicht. Schließlich sind die Ragwurzen auch dafür bekannt, dass sie sich gerne untereinander kreuzen, sogenannte Hybride bilden. Schön für die Orchideenzüchter, schwierig für die Bestimmung.
Tatsächlich weist dieses hübsche Exemplar Merkmale von Hummel-Ragwurz, aber auch der nahe verwandten nicht weniger schönen Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) auf. So ganz zufrieden war ich mit meiner Interpretation irgendwie doch nicht und habe mir mal angesehen, was es sonst noch so für Ragwurzarten außerhalb Deutschlands gibt. Das sind einige und die meisten von ihnen kommen rund ums Mittelmeer vor. Sehr nett ist auch der alternative deutsche Name Kerfstendel. Kerf ist eine alte Bezeichnung für Insekt und gemeinsam ist den Ragwurzen, dass sie mit ihren Blüten Insektenweibchen nachbilden, um paarungswillige Männchen zur Bestäubung anzulocken. Jedenfalls kam da neben großem Fernweh nach den Orchideenwiesen des sonnigen Südens bei mir auch ein Verdacht auf. Vielleicht hat sich dorthin eine nicht-einheimische Art verirrt. Die Schnepfen-Ragwurz (Ophrys scolopax) sieht von Blütenform und Farbgebung meiner geheimnisvollen Schönheit recht ähnlich. Dafür muss ich mir wohl erst mal aus der Bibliothek ein Buch über die europäischen Orchideenarten holen. Falls unter euch ein Ragwurz-Kenner ist, lasse ich mich gern belehren. Ihr seht also, auch die Haselmaus hat immer mal wieder Rätselnüsse zu knacken 😉
Habt ihr auch schon so große Sehnsucht nach Sonne und Blumen?
Liebe Mirjam,
Endlich komme ich dazu diesen tollen Post in Ruhe zu lesen, deine tollen Bilder hatte ich mir schon vorher betrachtet.
Ich muss gestehen, in diesem Bereich sind meine Kenntnesse sehr dünn gesäht, ich kenne von den einheimischen Orchideen nur das Knabenkraut. Faszinierende Blumen hast du da gefunden und abgelichtet. Deine Zeichnungen sind toll geworden. Du hast recht, dafür muss man Wirklich genau hinschauen.
Auf jeden Fall finde ich sehr interessant, welch exotisch anmutende Pflanzen wir hier haben. Im nächsten Sommer werde ich hier mal genauer die Augen aufhalten.
Viele liebe Grüße
Christine
Und: Ja, ich habe auch eine unbändige Sehnsucht nach den Blumen draußen, vor Allem aber nach ENDLICH ein wenig Sonne.
Die Winterlinge und die lenzrosen haben die neue Blühsaison schon eingeläutet….
Wie schön, dass du dir die Ruhe zum Lesen genommen hast. Über deinen lieben Kommentar freue ich mich sehr! Die heimischen Orchideen sind mir auch erst vor ein paar Jahren ins Bewusstsein gerückt. Vorher bin ich sicher auch an der ein oder anderen vorbeigelaufen, ohne sie zu bemerken, aber das Achtgeben lohnt sich sehr. Langsam kommen wirklich die ersten Blümchen hervor. Lenzrose ist ein wunderschöner Name. Bei uns heißen sie meist Christrosen. Das klingt auch immer noch netter als Nieswurz 😉
Liebe Grüße,
Mirjam
Wunderschöne Zeichnungen! Und ja, so ist die Natur…man kann es zwar versuchen, aber manches kann man nicht einordnen und die Vielfalt erschlägt einen manchmal fast. 😀
Leider kenne ich mich mit Orchideen nicht im Detail aus, daher kann ich auch nicht weiterhelfen mit dem Rätsel.
Liebe Grüße, Laura
Mit dem Rätsel um die Orchidee haben mir inzwischen ein paar Spezialisten weitergeholfen. Darüber werde ich auch noch berichten. Es scheint wirklich eine fremdländische Art zu sein, die wohl jemand dort angepflanzt hat. Schade zwar, dass Leute die Fauna so verfälschen, aber das hübsche Blümchen kann ja auch nichts dafür.
Hallo Mirjam
Ich habe eigentlich schon Anfang Januar einen Kommentar geschrieben , im Verlauf habe ich jetzt gefunden: WordPress Fehler.
Also ich hatte beim Test nur eine 3 , da war ich schon etwas enttäuscht . 🙁
Deine Ragwurz habe ich so noch nicht gesehen bei uns gibt es aber auch einige Waldorchideen.
Liebe Grüße
Claudia
Naja, die Note ist ja auch nicht alles. Du musst schließlich auch berücksichtigen, dass bei dem Artenquiz wahrscheinlich eher Leute mitgemacht haben, die sich schon ganz gut auskennen. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen liegst du da mit deiner Drei bestimmt deutlich über dem Durchschnitt. Neulich hatte ich mich erst mit einer Erzieherin unterhalten, die zu Recht total entsetzt war, dass es tatsächlich Vorschulkinder gibt, die nicht wissen, was eine Schnecke ist…
Waldorchideen gibt es bei uns auch sehr schöne und für die kommende Saison werde ich mir auf jeden Fall wieder den Frauenschuh vornehmen. Vielleicht habe ich diesmal mehr Glück und treffe ihn auch blühen an.
Liebe Grüße,
Mirjam
Hallo Mirjam
Ja da hast du Recht, dachte ich wüsste mehr hihihihi . Unsere Orchideen will ich dieses Mal auch genauer beobachten .
Liebe Grüße
Claudia
Ich liebe Orchideen! Vielen Lieben Dank, Mirjam, für die Beschreibung. Das ist wirklich hilfreich. Liebe Grüße Isabella
Ja, Orchideen sind wirklich toll. Die ersten fangen langsam an zu Sprießen und ich freue mich schon sehr auf ihre Blütezeit 🙂