Urlaubslektüre für Hummelfreunde

Ferienzeit, Lesezeit – und das natürlich mit den richtigen Büchern 🙂

Kennt ihr die Vorfreude, wenn man feststellt, dass zu einem tollen Buch eine Fortsetzung angekündigt wird. So ging es mir im Frühling, als ich entdeckte, dass ein neues Buch vom englischen Hummelforscher Dave Goulson herauskommen sollte. Letzten Sommer war mir zufällig in unserer Stadtbücherei sein Buch „Wenn der Nagekäfer zweimal klopft“ in die Hände gefallen und ich hätte nicht gedacht, dass ich ein Buch über Insekten in einem Zug verschlingen würde, aber seine Erlebnisse auf den Wiesen eines alten Bauernhofes in der Provence hinterlegt mit Erklärungen und Geschichten aus seiner Forschungstätigkeit waren einfach zu spannend und gut geschrieben. Das selbe erhoffte ich mir, als ich beim Verlag ein Rezensionsexemplar seines neuen Buches „Die seltensten Bienen der Welt. Ein Reisebericht.“ anfragte. Und tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht. Auch wenn der Titel vielleicht nicht so umwerfend klingt (der Englische Bee Quest. In Search of rare Bees trifft es vielleicht ein bisschen besser), die Geschichten darin sind es wieder. Und anders als das Wort Bienen vermuten lässt, geht es vor allem um Hummeln. Biologisch gesehen gehören Hummeln nämlich zu den Echten Bienen 😉

Beginnend mit den Lausbubengeschichten seiner Kindheit, die neben Rohbombenbasteln aus Taubenkot natürlich ganz viele Abenteuer in der Natur, enthalten, versucht Dave Goulson zu erklären, wie er zum Insektenforscher geworden ist, woher seine Faszination für alle die Krabbeltiere stammt. Dann nimmt er den Leser mit auf verschiedene Reisen – alle mit dem Ziel, eine bestimmte seltene Hummelart zu erforschen oder überhaupt ausfindig zu machen. Auch das mag nicht so spektakulär klingen, aber die Grundfragen, denen er dabei nachforscht, hat sich wohl fast jeder aufmerksame Naturfreund schon gestellt. Warum verdrängen manche invasiven Spezies die alt eingesessen Arten? So wie unsere europäische Dunkle Erdhummel sich in Amerika immer weiter ausbreitet und den einheimischen Hummeln zu schaffen macht. Wie kann man moderne Landwirtschaft menschen- und naturfreundlich gestalten? Wie kommt es dazu das Tierarten aussterben und andere überleben? Vom wertvollen Lebensraum auf Truppenübungsplätzen und Industriebrachen über (noch existierende) ländliche Idyllen auf den Hebriden und in Polen bis hin in die Urwälder Ecuadors – überall gibt es faszinierende Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen. Nicht nur von seltenen Hummeln erfahren wir, sondern auch Käfern, Schmetterlingen, Molchen, Kolibris und Orchideen. Und, was ich an Dave Goulson so mag, ist, dass er das Augenmerk gerade auf die kleinen und unauffälligen Wesen richtet, die, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Für Tiger, Wolf und Löwe Sympathie zu wecken, mag auch gekonnt sein, aber fesselnde Geschichten über Insekten zu schreiben, das ist schon eine Kunst für sich. Einfühlsam und mit viel Humor werden dem Leser die kleinen Wunder der Natur näher gebracht. Besonders gefreut habe ich mich über das letzte Kapitel „… im Hinterhof“. Angesichts von Artensterben und rückläufigen Populationszahlen könnte man ja manchmal schon in Wut und Resignation verfallen, aber Goulson ermutigt uns alle, die Schritte, die wir dagegen unternehmen können, auch zu tun – egal wie klein und unbedeutend sie auch scheinen mögen. Ein Blumenbeet für Hummeln und Bienen, ein Insektenhotel oder der Einkauf auf dem Bauernmarkt ohne Plastiktüte – das alles ist ein Beitrag für eine insektenfreundlichere Welt. Und einen Ausblick auf sein nächstes Buch gibt es auch. In diesem soll es um die Natur in unserer unmittelbaren Umgebung gehen. Ich bin schon gespannt 🙂 Um die Wartezeit bis dahin zu überbrücken, werde ich mir wohl sein ersten Buch „Und sie fliegt doch“ besorgen.

PS: Eine semantische Sache muss ich noch loswerden. Erst heute, als ich in der Drogerie nach einem Anit-Mückenspray gesucht habe und die Verkäuferin gemeint hat „Achso, Sie meinen ein Mückenschutzspray.“, ist mir wieder aufgefallen, wie seltsam Sprache manchmal ist. Augenschutz, Kinderschutz, Umweltschutz – da ist klar, was geschützt werden soll. Beim Sonnenschutz, Mückenschutz und Insektenschutz soll vor der jeweiligen Sache geschützt werden. Wie nennt man dann aber Tierschutz, der zum Ziel hat Insekten zu schützen? Gibt es dafür ein eigenes Wort oder ist das gar nicht vorgesehen?

8 Kommentare zu “Urlaubslektüre für Hummelfreunde

  1. Astrid
    20. August 2017 um 19:30

    Hallo Mirjam!

    ja, das finde ich auch sehr irreführend! Es ist ähnlich mit dem Begriff Pflanzenschutz – klingt halt weniger schlimm/chemisch als Schädlingsbekämpfungsmittel…;-)

    In unserem Schottland-Urlaub habe ich letzte Woche ganz winzig kleine Hummeln gesehen die um die Heidesträucher umhergeflogen sind – ist echt erstaunlich, wie viele unterschiedliche Bienen und Hummeln es gibt.

    LG, Astrid

    • mirjam
      30. August 2017 um 12:59

      Oh ja, Hummeln sind wirklich hart im Nehmen und fliegen sogar in Schottland 😉
      Es ist echt erstaunlich, wie viele verschiedene Arten es gibt. Seit ich etwas mehr darauf achte, begegnen mir immer wieder neue. Und jede hat ihre Eigenheiten und Vorlieben, damit auch kein Blümchen unbesucht bleibt.

  2. 1. September 2017 um 1:09

    Liebe Mirjam,
    auf dem ersten Blick habe ich gedacht, es handelt sich um das Buch „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde, welches ich vor einigen Wochen gelesen habe und auch in meiner kleinen Imkerschule genannt habe. Aber beide Bücher haben nur eine ähnliche Umschlaggestaltung. Da du schreibst, es sei interessant geschrieben, werde ich es mir im Buchladen mal ansehen…….Vielleicht ist es ja was für mich.
    Dein Beitrag „summender Balkon“ mit den tollen Bildern gefällt mir gut. Oregano und Majoran sind eine gute Bienenweide. Aber unsere Bienen müssen schwer kämpfen……gibt es doch bei ums im Münsterland und sicherlich auch in vielen anderen Gegenden in Deutschland große Maiswüsten und Kiesvorgärten, die wenig Nahrung für Bienen und andere Insekten bringen.
    Liebe Grüße
    Agnes

    • mirjam
      1. September 2017 um 6:44

      Liebe Agnes,

      Stimmt, das Buch „Die Geschichte der Bienen“ war mir auch schon aufgefallen. Ist es auch lesenswert? Im Moment scheinen Bienen eine Art Trendthema zu sein. Sogar Anleitungen zum Imkern liegen in den Buchhandlungen aus. Es wäre ja schön, wenn das die Menschen etwas sensibilisiert.

      Das ist ja schön, dass du sogar eine kleine Imkerschule hast. Sag mal, kann es sein, dass die Bienen es diese Saison besonders schwer hatten? Mir ist aufgefallen, dass bei mir auf dem Balkon und auch draußen an vielen Wildblumenwiesen zwar viele Hummeln, aber kaum Honigbienen unterwegs waren. Bloß auf den Rapsfeldern und blühenden Linden konnte ich ein paar mehr von ihnen entdecken.

      Liebe Grüße,
      Mirjam

  3. 3. September 2017 um 10:49

    Liebe Mirjam,

    das Buch klingt echt interessant, wäre was für kalte Wintertage!
    Bienenmäßig ist bei mir im Garten übrigens das herbe Bohnenkraut der absolute Star – ob Bergbohnenkraut oder Zitronenbohnenkraut, die Bienchen fliegen total drauf !!
    Ich habe auch noch nicht vergessen, dass ich noch einen Beitrag zum Sommer im Hexengarten schreiben wollte – ich hoffe ich schaffs noch rechtzeitig!

    Viele liebe Gartengrüße von Christine

    • mirjam
      3. September 2017 um 18:55

      Ja, langsam kann man sich schon wieder mit guten Büchern für die kalte Jahreszeit eindecken 😉

      Bohnenkraut ist toll! Ich hatte es dieses Jahr auch zum ersten Mal auf dem Balkon. Das Bergbohnenkraut hat im späten Frühjahr wunderschön geblüht und das einjährige Bohnenkraut bezaubert im Moment mit seinen zart violetten Blütchen. Da fliegen nicht nur die Bienchen drauf. Auf Neuigkeiten aus deinem Garten freue ich mich auch schon 🙂

      Liebe Grüße,
      Mirjam

  4. Axel
    16. September 2017 um 8:23

    Hallo Mirjam.

    Ab und zu habe ich immer noch Fehlermeldungen, wenn ich einen Kommentar schreiben will…
    Der Fehler liegt aber irgendwo auf meiner Seite, denn Kommentare sind ja schon gepostet worden.
    Mal sehen, ob dieser „durchgeht“
    Ich kenne die Bücher nicht, werde sie aber auf jeden Fall lesen. Sowas interessiert mich immer!
    Vielen Dank für die Tips!

    Das mit dem „Schutz“ ist wirklich manchmal verwirrend…

    LG + Schönes WE!

    Axel

    • mirjam
      17. September 2017 um 16:30

      Diesmal hat es doch geklappt mit den Kommentaren. Das freut mich 🙂

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