Verrückte Tierkinder: Namenswahl

„Dem Kind einen Namen geben“ ist mitunter ein schwieriger Prozess. Was ich so mitbekommen habe, sind sich bei Weitem nicht alle werdenden Eltern schnell einig. Dabei sind wir nicht die einzige Spezies, die Namen verwendet. Zumindest von einer anderen Art ist es bekannt, dass sie auch das Konzept „Eigenname“ kennt: dem Großen Tümmler. Hier hat jedes Individuum seinen eigenen „Signaturpfiff“ – so wie bei uns Menschen jeder seinen eigenen Namen. Und die Delfine machen es vielleicht in mancher Hinsicht noch etwas schlauer als wir.

Forscher haben beobachtet, dass eine werdende Delfinmama vor und in den ersten zwei Wochen nach der Geburt ihren eigenen Namen besonders häufig vorsang, während die anderen Gruppenmitglieder sich mit ihren eigenen Signaturpfiffen eher zurückhielten. So konnte das Kleine ungestört lernen, den Namen seiner Mutter „nachzusprechen“. Eigentlich richtig schlau, wenn nicht alle Kinder nur „Mama“ rufen, sondern den Namen ihrer Mutter. So richtig ergründet ist der Sinn dieses Verhaltens wissenschaftlich allerdings noch nicht.

Eigene Signaturpfiffe entwickeln Delfinkälber mit etwa zwei Monaten, die einen früher, die anderen später. Delfinmamas brauchen sich also keine Gedanken über eine passende Namenswahl machen, zumal der Nachwuchs schlau genug ist, einen Signaturpfiff herauszubilden, der sich deutlich von denen der anderen Gruppenmitglieder unterscheidet. Also kein Flipper und Flipper Junior. Probleme mit Modenamen sollte es bei ihnen also auch nicht geben 😉

Mich lässt das von dem Tag träumen, als ich diese wunderbaren Tiere in freier Natur zu sehen bekam. In Paihia, ganz im Norden von Neuseeland, habe ich mir ein Ticket zu einer „Dolphin Boat Tour“ gekauft. Der Deal: so lange mit dem Boot durch die Bay of Islands fahren, bis wir Delfine zu Gesicht bekommen. Falls es an einem Tag nicht klappt, darf man bei nächster Gelegenheit wieder mitfahren. Wir sind recht lange herumgeschippert. Dabei ich viel über Seevögel gelernt und, dass „ruhige See“ außerhalb der Bucht im Ozean bedeutet, dass die Wellen bloß doppelt so hoch sind wie das Ausflugsboot… Und endlich irgendwann haben wir sie entdeckt, die wilden Delfine. Eines stand schon vorher fest: zu den Delfinen ins Wasser dürfen wir nur, wenn sie keine Jungen dabei haben. Und ich war ganz unentschieden, worauf ich hoffen sollte: lieber mit den Delfinen schwimmen oder ein Delfinbaby sehen? Und tadaa: wir bekamen das Delfinbaby. Die Fotos, die ich geschossen habe, bleiben leider alle weit hinter dem Zauber der Augenblicke zurück. Aber zumindest auf einem sind Mutter und Kind zu sehen.

4 Kommentare zu “Verrückte Tierkinder: Namenswahl

  1. Doris
    25. April 2023 um 20:26

    Was für ein interessanter Beitrag, liebe Mirjam! Ist es nicht wirklich unheimlich schlau von den Delfinen, ihre Jungen gleich auf den richtigen Namen der Mutter zu prägen? Klasse, ich bin sehr beeindruckt und berührt von diesem neuen Wissen, danke dir sehr dafür! Du musst ja ziemlich seefest sein. 😉 Puh, vor dem Meer und besonders dem Ozean habe ich echt Manschetten. Und sonderlich seefest bin ich leider auch nicht. Ich hatte schon bei Fährfahrten im pazifischen Nordwesten der USA und Kanada teils leichte Schwierigkeiten mit Übelkeit, und das waren bestimmt größere Boote als das, mit du da unterwegs warst.
    Ich hoffe, es geht dir und der Familie gut.
    Liebe Grüße!
    Doris

    • mirjam
      12. Mai 2023 um 9:23

      Dann sind neuseeländische Bootsfahrten wohl eher nichts für dich 😉 Da schimmert ganz stark das polynesische Erbe durch. Die sind auch mit Einbäumen über den Ozean gekommen. Auf dem Ausflugsboot war ich auch etwas verwundert, dass wir gegen das Versprechen uns immer mit mindestens einer Hand festzuhalten und aufzustehen auf den offenen Bug sitzen durften. Die Reling war knapp kniehoch. Nix für deutsches Sicherheitsverständnis. Aber wir hatten ja Schwimmwesten an. So war ich gefühlt wirklich mitten drin bei Wasservögeln und Delfinen. Das war ein schönes Abenteuer 🙂

      Uns geht es allen gut. Ich war allerdings selten so froh über den Frühling. Endlich ohne dick einpacken ab nach draußen, also, wenn es zur Abwechslung mal nicht regnet. Aber für die Natur ist der Regen echt ein Segen.

  2. 27. April 2023 um 10:42

    Hallo Mirjam

    Das hatte ich noch nie gehört, so interessant. Das Vorsingen vor der Geburt , wie Wissenschaftler so etwas erforschen können -genial. Leider habe ich noch nie Delfine in freier Wildbahn gesehen so etwas vergisst man bestimmt nie.
    Dane für diese tolle Geschichte

    Claudia

    • mirjam
      12. Mai 2023 um 9:25

      Sehr gerne 🙂 Es war wirklich ein unvergessliches Erlebnis und schön, beim Schreiben wieder daran zurück zu denken.

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