Erste Fröste, Regen, Nebel und dann eine Hauswand voller kleiner grau-brauner Schmetterlinge. Irgendwie passt das nicht so ganz zusammen, aber wenn man genauer hinschaut, findet man diese Falter jetzt an vielen Stellen. Darum, dass Schmetterlinge für uns in die warme Jahreszeit gehören, kümmern sie sich offenbar nicht und haben sich so auch ihren Namen verdient: Frostspanner. Verwechseln kann man sie kaum, denn um diese Jahreszeit sind sonst fast keine anderen Schmetterlinge unterwegs. Der häufigste unter ihnen ist der Kleine/Gemeine Frostspanner (Operophtera brumata). Für ihn ist jetzt Paarungszeit. Da es bei uns in der Gegend im Frühling eine wahre Plage an Frostspannerraupen gegeben hat, fliegen die Männchen nun in Scharen durch die Nacht und ruhen auch gerne an warmen Hauswänden.
Eigentlich ist die Strategie der Frostspanner gar nicht dumm. Mit ihrer ungewöhnlichen Paarungszeit gehen sie zumindest einigen Fressfeinden aus dem Weg. Fledermäuse schlafen jetzt in ihren Höhlen und die Schwalben sind längst in den Süden gezogen. Außerdem haben die Pheromone der Weibchen in der Winterluft wenig Konkurrenz von anderen Duftstoffen und sind gut zu orten. Die Männchen müssen nämlich zu den Weibchen kommen, nicht umgekehrt, denn die Weibchen der Frostspanner haben nur kleine Flügelstummel mit denen sie nicht fliegen können. Sie sind zu Fuß unterwegs und klettern in die Kronen von Bäumen, wo sie mit ihrem verführerischen Duft die Männchen anlocken. Daher bringen Obstbauern an ihren Bäumen gerne Leimringe an, die die Frostspannerweibchen genau bei dieser Wanderung nach oben erwischen sollen. Denn anders als die ausgewachsenen Falter, die keine Nahrung zu sich nehmen und nach wenigen Tagen sterben, sind ihre kleinen grünen Raupen wahre Fressmaschinen.
Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in Rindenritzen an Bäumen. Im Frühling schlüpfen daraus pünktlich zum Laubaustrieb die Raupen und fressen und fressen und fressen, manchmal sogar ganze Bäume kahl. An feinen Spinnfäden seilen sie sich ab und lassen sich zum Teil auch vom Wind zu neuen Bäumen tragen. Wenn sie genug gefressen haben, verpuppen sie sich im oder am Boden, damit im späten Herbst die nächste Generation an „Wintermotten“ – wie sie im Englischen heißen (winter moth) – schlüpfen kann.
Hallo Mirjam.
Schöner und interessanter Beitrag. Danke!
Ich habe leider bei mir noch keinen sehen können…
LG
Axel
Die Obstbaumbesitzer unter deinen Nachbarn sind bestimmt dankbar dafür, dass bei euch keine herumschwirren 😉 Wir hatten im Frühling eine richtige Plage.
Liebe Mirjam,
danke für diesen Beitrag! In der letzten Woche habe ich in unserem Dorf Hunderte dieser Schmetterlinge an den Hauswänden gesehen und mich sehr gewundert. Jetzt weiß ich auch was es damit auf sich hat! Sehr interessant!
LG
Astrid